Sie wurde am 21.April 1957 meine Taufpatin und
später meine Lieblingstante in Leipzig – Gohlis. Sie
war immer guter Dinge, sehr gut organisiert, aber
nie streng. Für uns Kinder ein Festtag, wenn wir mit
unserer Mutter zu Tante Wally fahren durften.
Sie hatte damals schon warmes Wasser aus der
Leitung, große Flaschen mit Schaumbad, gemusterte
Fliesen in der Küche und Glasschalen mit süßem
Krebsfleisch in Mayonnaise im Kühlschrank,
Schlaraffia- Matratzen und blaue Seiden-
Steppdecken in bestickten Damast-Couverts.
Zum Kaffee gab es selbstgemachte Käpselchen und
bunte Sammeltassen auf dem Tisch.
Und…………sie hatte ZDF!
Also alles, was wir zuhause nicht hatten.
Tante Wallys „dunkle Seite“ war eine schwarze
Pudeldame namens „Fränzi“, der wir Kinder nicht
zu dicht auf den Pelz rücken durften ohne
geschnappt zu werden.
Auf der Suche nach einem geeigneten Namen für
unser Hofcafe fiel mir spontan Tante Wally ein.
Obwohl sie schon lange nicht mehr unter uns weilt,
ist ihr Andenken aber stets präsent.
Simone Kestermann